Die einem Einzelnen zugefügte Ungerechtigkeit ist eine Bedrohung für uns alle

 

 


Die tragische und anhaltend ernste Menschenrechtslage in Tibet, die seit über 4 Jahrzehnten währt, ist ein Symptom eines tieferen Problems, das dringend internationaler Intervention bedarf. Die eigentliche Ursache für die groben Menschenrechtsverletzungen und die gespannte Lage in Tibet ist politisch. Sie ist das Resultat der chinesischen kommunistischen Invasion und Besetzung Tibets, die 1949 begann. Es ist klar, dass das Problem Tibet nicht gelöst werden kann, solange keine umfassenden Verhandlungen ernsthaft und mit Nachdruck zwischen den führenden Vertretern der Regierung der VR China und der Tibetischen Regierung-im-Exil (Indien) stattfinden. Der 14.Dalai Lama, das eigentliche tibetische Oberhaupt (politisch und religiös), hat wiederholt dazu aufgerufen solche Gespräche stattfinden zu lassen und betont, dass sie ohne Vorbedingungen erfolgen sollten. Er bekundete seine Bereitwilligkeit, selbst mit den chinesischen Politikern zusammenzutreffen, und er bestimmte Stellvertreter, um einen Dialog mit China einzuleiten. Trotz ihrer gegenteiligen Rhetorik weigert sich die Regierung der VR China jedoch, der 14.Dalai Lama oder seine Vertreter zu treffen. 


Vor dem Potala Palast in Lhasa steht ein abgeschriebener Kampfjet. Maßnahmen um die Tibeter einzuschüchtern und zu diskriminieren. 
Die derzeitige Menschenrechtslage in Tibet:

Heute nehmen sowohl die politische Opposition gegen die chinesische Besetzung Tibets als auch die Inhaftierung von Tibetern infolge solcher Aktivitäten in ganz Tibet zu. In Anbetracht der verhältnismäßig kleinen Einwohnerzahl Tibets von 6 Mio. ist die Zahl der tibetischen politischen Gefangenen in der Volksrepublik China unverhältnismäßig hoch. 2001 waren dem in Dharamsala, Indien, ansässigen Tibetan Centre for Human Rights and Democracy zufolge 254 politische Häftlinge in Tibet bekannt. Zwei prominente Häftlinge, Tanak Jigme Sangpo und Ngawang Sangdrol, verbüßen zur Zeit ununterbrochene Haftstrafen von 41 bzw. 22 Jahren. Dem Zentrum zufolge sind 37 Verhaftungen bekannt, die im Jahr 2001 stattgefunden haben, während vom Tod von 10 Tibetern als Folge von Folter und Misshandlung im Laufe des Jahres berichtet wird. Seit 1987 ist eine von 22 weiblichen politischen Gefangenen gestorben. Sie starben in Folge der Folter, Schläge und anderer grausamer Behandlung, die sie im Gefängnis erlitten.

Seit China 1988 die UN Konvention gegen Folter ratifizierte, sind in den chinesischen Gefängnissen in Tibet über 70 Tibeter als direkte Folge von Folterung gestorben. Mindestens 70 Personen, die die Folter überlebten, werden von dem tibetischen Rehabilitationsprogramm für Folteropfer der tibetischen Regierung im Exil in Dharamsala, Indien, betreut. Im Mai 2000 brachte das UN Komitee gegen Folter seine Besorgnis "über die anhaltenden Berichte ernster Vorkommnisse von Folterung, besonders von Tibetern und anderen nationalen Minderheiten" zum Ausdruck.

Über 12.000 Mönche und Nonnen wurden seit 1996 aus ihren Klöstern vertrieben, weil sie sich gegen die "patriotischen Umerziehungskurse gewandt hatten, die im Zuge der "Hartdurchgreif-Kampagne" in Klöstern in Tibet durchgeführt werden. Diese Kampagne wurde 2001 in Tibet wieder aufgenommen.

Die Volksrepublik China führt nun eine offizielle Kampagne durch, um Tibet in "eine atheistische Region" zu verwandeln und die sogenannte "kommunistische spirituelle Zivilisation" zu propagieren. Am 4. Juli 2000 schlug ein Leitartikel in der offiziellen Tageszeitung Tibet Daily vor, daß Kinder zum Atheismus erzogen werden sollten, "damit sie von den schlechten Einflüssen der Religion befreit werden".

Trotz Behauptungen der chinesischen Behörden, in Tibet einen "welterschütternder Fortschritt" zu erzielen,, gibt es Hinweise darauf , dass es in den über 50 Jahren der chinesischen Verwaltung relativ wenig Fortschritt gegeben hat. 


Es gibt nur noch wenige Klöster die von der chinesischen Regierung nicht kontrolliert werden. Die VR China setzt für Mönche und Nonnen ein Mindestalter von 18 Jahren und führt mit ihnen Tests durch. Wesentlicher Bestandteil des Tests, die Mao-Bibel wiedergeben und dem tibetischen Oberhaupt, dem 14. Dalai Lama abschwören.

Noch wichtiger ist, dass, was immer es an Fortschritt gab, hauptsächlich den chinesischen Zuwanderern in Tibet zugute kommt, nicht der einheimischen Bevölkerung. Den Daten des UN Entwicklungsprogramms zufolge ist Tibet nach dem Index für menschliche Entwicklung weiterhin eines der ärmsten Länder der Erde.


Kein traditionelles Bild mehr von Tibet. Chinesische Stadtarchitekturen haben bis in die abgelegensten Regionen Einzug gehalten. Trotzdem verkommen viele Städte. An diesem Müllcontainer macht sich gerade eine Ziege zu schaffen.
China behauptet, das Leben der Tibeter habe sich durch das staatliche Modernisierungsprogramm verbessert. Der wirkliche Maßstab für die Modernität einer Gesellschaft ist jedoch, ob ihre Mitglieder das Recht haben, frei ihren kollektiven Willen auszuüben, ob sie demokratische Rechte genießen und die Fähigkeit besitzen, diese Rechte auszuüben. Dies sind die Maßstäbe, die eine wahrhaft moderne Gesellschaft definieren. Trotz der Ratifizierung des ICESCR [International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights] durch Peking sind Tibeter weiterhin von gravierenden Verstößen gegen solche Rechte betroffen, besonders auf folgenden Gebieten:

Recht auf Lebensunterhalt: Die von Peking in Tibet eingeführte Wirtschaftspolitik ist darauf zugeschnitten, die chinesische Regierung zu bereichern und den Bevölkerungstransfer von Chinesen in die Städte und Gemeinden Tibets zu beschleunigen, während das Elend der überwiegenden Mehrheit der Tibeter, die in ländlichen Gegenden schwer um ihre Existenz kämpfen muss, ignoriert wird. Die zunehmende Ungleichheit zwischen Tibetern und chinesischen Zuwanderern erhöht die Spannungen in Tibet. Der Bau von Eisenbahnstrecken nach Zentraltibet - aus politischen Gründen, wie der chinesische Präsident selbst einräumt - wird diesen Zustand nur noch verschlimmern.


Recht auf Bildung? Die kleine lebenslustige Tibeterin bettelt täglich auf den Straßen. Sie ist nicht die einzige.
Recht auf Bildung: Hohe Gebühren und der zunehmende Gebrauch des Chinesischen als Unterrichtssprache bedeuteten, dass die meisten tibetischen Kinder auf dem Lande keine über die Grundschule hinausgehende Ausbildung erhielten. 2001 war fast die Hälfte der Flüchtlinge aus Tibet Kinder auf der Suche nach Schulbildung. Sogar der offiziellen staatlichen chinesischen Statistik zufolge betrug die Analphabetenrate unter Tibetern von über 15 Jahren ungefähr 60%, und in manchen Gegenden lag sie erheblich höher. Chinesische Behörden werteten in den letzten Jahren die Verwendung der tibetischen Sprache im Schulwesen ab, und 1997 kündigten sie an, von nun an würden tibetische Kinder von der ersten Klasse an Unterricht in Chinesisch erhalten.

Wie berichtet wird verlangen die chinesischen Behörden von Professoren, besonders von denjenigen der Sprachen-Abteilung der Tibet Universität, die als eine potentielle Quelle für Dissens gesehen wird, politische Schulungen zu besuchen, und sie begrenzen Studienkurse und Lehrmaterial im Bemühen, "separatistische" politische und religiöse Aktivitäten an der Universität zu verhindern. Viele alte oder religiöse Texte Tibets wurden aus politischen Gründen aus dem Studienplan gestrichen.

Recht auf Gesundheit: 2001 veröffentlichte Untersuchungen zeigten einen untragbaren Grad an Unterernährung, Tuberkulose und anderen armutsbedingten Krankheiten in Tibet. Hohe Gebühren und ein Mangel an tibetischem medizinischem Personal schränkten Tibeter in ihrem Zugang zu medizinischer Behandlung ein. Das Potential für eine HIV/AIDS Epidemie in Tibet - in Ermangelung von Testmöglichkeiten, Behandlung oder Aufklärungsprogrammen - kombiniert mit der chinesischen Geburtenkontrollpolitik, die der Sterilisierung der Frauen vor der Förderung von Safe Sex Methoden den Vorzug gibt, ist Anlass zu ernster Besorgnis.

Die Unterernährung bei tibetischen Kindern ist in vielen Gegenden Tibets weit verbreitet, besonders auf dem Lande, und führte zu einem hohen Prozentsatz an Wachstumsstörungen unter Kindern. Durch Ernährungsmängel bedingte Erkrankungen wie Kropf [durch Jodmangel], Nachtblindheit [durch Vitamin A Mangel] und Rachitis sollen in einigen Gegenden recht häufig unter Kindern sein.

Recht auf Wohnung: Vielen Tibetern wird ihr Recht auf eine angemessene Wohnung verweigert; Tibetern auf dem Lande werden grundlegende Dienstleistungen wie Wasserversorgung oder Elektrizität vorenthalten; und neue Wohnungen sind darauf ausgerichtet, die Bedürfnisse der wachsenden chinesischen Bevölkerung und nicht diejenigen tibetischer Menschen zu befriedigen.

Die Arbeitslosenrate ist hoch unter den Tibetern, während die Prostitution in tibetischen Städten ohne behördliche Kontrolle floriert. In Lhasa, der Hauptstadt Tibets, wurden in einer 1999 von dem Tibet Information Network, Großbritannien, herausgegebenen Studie mindestens 658 Bordelle gezählt. Heute arbeiten möglicherweise bis zu 10.000 kommerzielle Sexarbeiter in Lhasa alleine, wobei ein Großteil der Prostitution an Orten erfolgt, die im Besitz der chinesischen kommunistischen Partei und des Militärs sind.


Es gibt nur noch wenige Plätze in Lhasa die unbewacht sind. Der Metallmast im Hintergrund ist mit einer Kamera versehen.

Es wird berichtet, dass Tibeter als Angestellte in manchen städtischen Berufen diskriminiert werden. Statt ihrer werden für viele Jobs vorzugsweise chinesische Neusiedler angeheuert, die einen höheren Lohn für dieselbe Arbeit erhalten. Darüber hinaus ist bei vielen Arbeitsstellen gute Beherrschung des Chinesischen erforderlich. Andere grundlegende Arbeiterrechte, die von der Internationalen Arbeiterorganisation anerkannt sind, unter anderen das Recht, sich zu organisieren und das Recht auf kollektive Lohnverhandlungen, werden in Tibet verweigert.

China verschärfte seine Geburtenkontrollprogramme in Tibet. So beantragten die Behörden in der Tibetischen Autonomen Präfektur [TAP] Kandze [chin. Ganzi], Sichuan, Änderungen in ihrer bisherigen Familienplanungspolitik , "um die Anzahl der den Tibetern gestatteten Kinder zu verringern". Der Antrag fordert eine Reduzierung der Anzahl von Kindern, die tibetische Arbeiter und Stadtbewohner in der Präfektur haben dürfen, von zwei auf eines und für Bauern und Nomaden von drei auf zwei. Es gibt auch Berichte, daß in einigen Gebieten der TAR und in den Provinzen Gansu und Qinghai, die einen Teil des tibetischen Gebietes Amdo bilden, den Tibetern ebenfalls "reduzierte Kinderquoten" auferlegt wurden.

 

Während China versucht die tibetische Bevölkerung zu verringern, ermutigt sie weiterhin den Bevölkerungstransfer chinesischer Siedler nach Tibet. Die Tibeter sind bereits zahlenmäßig in der Minderheit in ihrem eigenen Heimatland. Die demographische Manipulation Tibets stellt die größte Bedrohung für das Überleben der religiösen, kulturellen und nationalen Identität der Tibeter dar. Heutzutage schätzen viele Beobachter, daß über die Hälfte der Einwohner Lhasas Chinesen sind. Offizielle chinesische Angaben schließen nicht die große Zahl von sogenannten "temporären chinesischen Einwohnern in Lhasa ein, wie Militär und paramilitärische Kräfte und deren Angehörige, von denen schon viele jahrelang in Tibet leben.


Es gibt sie noch, die beinahe unberührte Natur. In vielen anderen Regionen Tibets ist dieses Bild längst dem Raubbau der VR China zum Opfer gefallen.
 

Wissenschaftler haben aufgezeigt, dass die Umwelt auf dem tibetischen Plateau, dem höchstgelegenen und größten der Erde, Auswirkung auf die globalen Luftströmungen hat, die über es hinwegziehen. Diese beeinflussen wiederum die globalen Wetterformationen und stehen in direkter Beziehung zu dem indischen Monsun und dem El Nino Phänomen. Chinas Ausbeutung der Umwelt Tibets ist daher nicht nur eine regionale Angelegenheit, sondern sie hat auch eine immense globale Bedeutung, die umgehende internationale Beachtung erfordert.

 

Quelle direkt übernommen und Zusammengefasst: www.tibet-initative.de
Fotos und Bildkommentare: Marco Keller